Warum Übergewicht uns krank macht

Warum Übergewicht uns krank macht

Jeder zweite Bundesbürger hat Übergewicht – und allein in Europa werden mit Arzneimitteln gegen Fettleibigkeit jedes Jahr rund 370 Millionen US-Dollar umgesetzt. Mit wachsendem Bauchumfang steigt jedoch das Risiko für Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Fettstoffwechselstörungen.

Übergewicht – Was heißt das eigentlich?

Natürlich haben wir alle unsere kleinen Pölsterchen – doch klinisch definiertes Übergewicht besteht ab einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 25 und 30. Ab einem BMI von 30 spricht man von krankhafter Adipositas, im Volksmund auch "Fettsucht" genannt. In Deutschland ist derzeit bereits jeder zweite Erwachsene und jedes sechste Kind übergewichtig und fast ein Viertel aller Erwachsenen und sechs Prozent aller Kinder sind adipös. Die Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass vor allem die Zahl der adipösen und stark adipösen Menschen sowohl in Deutschland als auch EU-weit wächst.

Ursachen – Wodurch entsteht Adipositas?

In der Wissenschaft herrscht Konsens darüber, dass lediglich in zwei Prozent aller Fälle von Adipositas eine Erkrankung (z.B. Hormonstörungen) die Ursache für die vermehrte Ansammlung von Fettgewebe im Körper ist. Aus diesem Grund wird das krankheitsbedingte Übergewicht auch als "sekundäre" Form der Fettleibigkeit bezeichnet. Der "primären" Form von Übergewicht hingegen liegt keine Erkrankung zugrunde. In diesen Fällen funktioniert der Körper normal und den Betroffenen wird lediglich unsere Evolution zum Verhängnis: Da der Stoffwechsel aller Säugetiere sich unter Perioden von Hunger und Überangebot entwickelt hat, sind wir von Natur aus darauf programmiert, in guten Zeiten Reserven einzulagern. Dass trotz des reichhaltigen Nahrungsangebots in den Industrieländern nicht alle Menschen übergewichtig sind, liegt daran, dass neben dem Stoffwechsel noch eine ganze Reihe anderer Faktoren an der Entstehung von Übergewicht beteiligt sind:

  • Genetik: Wissenschaftler sind sich einig, dass es bestimmte genetische Voraussetzungen gibt, die die Entstehung von Übergewicht begünstigen.
  • Lebensweise: Die Kombination von Überernährung und Bewegungsmangel (Volksmund: "Sitzende Lebensweise") erhöht die Chancen für Übergewicht beträchtlich.
  • Psyche: Übergewicht tritt häufig in Verbindung mit psychisch-seelischen Dispositionen wie Depression und Essstörungen auf. Andersherum kann auch die soziale Isolation durch Adipositas zu psychischen Störungen führen.
  • Fehlendes Sättigungsgefühl: Bei manchen Menschen dauert es sehr lange, bis das Sättigungsgefühl einsetzt; manchmal fehlt es auch vollständig. Der Grund hierfür kann eine Hyperaktivität des Vorderhirns (Verhaltenskontrolle), eine Genmutation, die die Kommunikation zwischen den Nervenzellen stört.

Sekundäre Erkrankungen – Welche Folgen hat Adipositas?

Übergewicht verursacht zunächst keine (eindeutigen) Beschwerden. Je mehr Körpergewicht der Betroffene jedoch hat, desto eher können beispielsweise folgende Beschwerden auftreten:

  • Luftnot u. Kurzatmigkeit,
  • Depressionen u. psychosoziale Störungen,
  • Rücken- u. Gelenkbeschwerden (z.B. Arthrose),
  • Atempausen im Schlaf (Schlafapnoe) und bei sehr starker Adipositas
  • Entzündungen u. Pilzinfektionen der Haut

Neben diesen mechanischen und psychosozialen Störungen, die übergewichtige Menschen erheblich in ihrem Alltag einschränken können, kommen je nach Dauer und Ausmaß des Übergewichts diverse krankhafte Stoffwechselveränderungen hinzu, für die adipöse Menschen ein deutlich höheres Risiko tragen als normalgewichtige Menschen:

Typ-2-Diabetes

Menschen mit einem BMI ab 30 haben ein 30-fach höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken als schlanke Menschen mit ähnlicher genetischer Vorbelastung: Beim Typ-2-Diabetes handelt es sich um eine Insulinresistenz, aufgrund derer das Hormon vom Körper nicht mehr zuverlässig verarbeitet werden kann. Folge ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel, der lediglich durch die (in der Regel lebenslange) Zufuhr von Insulin konstant gehalten werden kann. Langfristige Folgen sind laut dem Lexikon Diabetes u.a. irreparable Nierenschäden, eine Verringerung der Sehkraft und Durchblutungsstörungen, die im schlimmsten Fall zu Gefäßverengungen und in der Folge zur Amputation von Extremitäten sowie Herz- oder Hirninfarkt führen können.

Bluthochdruck

Je schwerer ein Mensch ist, desto mehr muss sich sein Herz anstrengen, um das Blut durch den gesamten Körper zu pumpen. Folge ist ein erhöhter Blutdruck, der pro 10kg Übergewicht um rund 3 mmHg (oberer Wert) bzw. 2 mmHg (unterer Wert) ansteigt. Langfristige Folgen eines erhöhten Blutdrucks sind Schädigungen der Nieren und des Sehnervs und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose und koronare Herzkrankheit (führt unerkannt in der Regel zum Herzinfarkt) bzw. Schlaganfall.

Krebs

Laut Forschung haben übergewichtige Menschen ein höheres Risiko, an Darm- und Prostatakrebs zu erkranken. Für adipöse Frauen steigt außerdem das Risiko für Gebärmutter- und Brustkrebs.

Auswege – Wie kann ich mein Gewicht reduzieren?

Auch wenn immer wieder Wunderpillen auftauchen, die über Nacht Normalgewicht versprechen: Wer dauerhaft Gewicht reduzieren möchte, sollte seine Lebensgewohnheiten verändern. In der Wissenschaft herrscht mittlerweile Konsens darüber, dass die menschliche Genetik zwar eine Rolle spielt, es jedoch in erster Linie unsere Lebens- und Ernährungsgewohnheiten sind, die die Fettpolster wachsen lassen. Wer dem Übergewicht ein Schnippchen schlagen und auf lange Sicht in seine Gesundheit investieren möchte, sollte all jene Gewohnheiten, die zum Übergewicht geführt haben, ablegen und sich um einen ausgeglichenen Lebenswandel mit regelmäßiger körperlicher Aktivität und einem abwechslungs- und nährstoffreichen Speiseplan bemühen. 

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